Transsexuelle Menschen verändern die Welt: Wir feiern den 50. Jahrestag des Stonewall-Aufstands
Wir lieben Pride. Wir lieben die Paraden und Partys. Wir lieben es, überall Regenbogenfahnen zu sehen. Es ist immer ein Tag voller Feiern und Spaß haben, voller Liebe, für wen auch immer man liebt – ein Tag an dem man einfach so sein kann, wie man ist.
Aber in diesem Jahr, genau am 50. Jahrestag der Aufstände in Stonewall, blicken wir zurück – auf eine Zeit vor den bunten Paraden und Flaggen, als es “Pride” noch nicht gab.
Wir blicken auf die Zeit zurück, in der die Pride Bewegung ihren Anfang fand, und unbekannte, schwarze transsexuelle Frauen den Weg wiesen.
Was in der Nacht von 1969 passierte
Du kannst der Mafia für das Stonewall Inn danken. Nein, wir machen keine Witze. Obwohl es schwer zu glauben ist, ist es wirklich wichtig, sich daran zu erinnern, dass es bis vor kurzem illegal war, Hände zu halten, mit jemandem des gleichen Geschlechts zu tanzen oder zu küssen oder sogar geschlechtsneutrale Kleidung zu tragen. Deswegen suchte die LGBTQ-Gemeinschaft nach privaten Räumen, in denen sie ihr wahres Selbst ausleben konnten. Die Mafia roch hier eine Möglichkeit Geld zu machen und öffnete deshalb zahlreiche so genannte Schwulenbars im Greenwich Village von New York City.
Das Stonewall Inn war 1969 ein relativ neuer, schwulenfreundlicher Ort, aber durch die günstigen Preise und des Tanzens (in den meisten schwulen Bars war kein Tanzen erlaubt) wurde es zu einem wichtigen Treffpunkt im Ort.
Polizeirazzien waren an der Tagesordnung, aber dank des Einflusses der Mafia wurden die Barbesitzer oft vorher von korrupten Polizisten informiert. In den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 war es jedoch komplett unerwartet, dass die Polizei im Stonewall Inn eintraf und anfing, auf Menschen einzuprügeln. Kein Hinweis. Anstatt zu gehen und nach Hause zurückzukehren, blieben die Gäste des Stonewall. Sie waren wütend. Auch die Bewohner der Nachbarschaft waren wütend. Alle hatten die Nase voll von der Belästigung. Und die ganze Wut kochte über.
Die transexuellen Heldinnen
Marsha P. Johnson, eine schwarze Trans-Frau, feierte ihren 25. Geburtstag im Stonewall. Als Trans-Rights/Gay-Rights/AIDS Aktivistin und Drag Queen gehörte sie zu den ersten, die sich in dieser Nacht der Verhaftung widersetzten.
Sylvia Rivera, geboren als Sohn eines puertoricanischen Vaters und einer venezolanischen Mutter, war auch dort. Sie und Marsha waren befreundet und gründeten gemeinsam Street Transvestite Action Revolutionaries (der Begriff "Transgender" wurde in den 1960er Jahren nicht viel verwendet): eine Straßenaktivistenorganisation, die armen jungen Menschen half, die von ihren Familien abgewiesen wurden. Sylvia warf eine der ersten Flaschen..
Weitere Flaschen folgten. Und Ziegel. Andere schlossen sich Marsha und Sylvia an, und bald entwickelten sich die Proteste in einen regelrechten Aufstand. Hunderte von Menschen waren in dieser ersten Nacht beteiligt, aber Tausende kamen bald nach und nach dazu und versammelten sich Nacht für Nacht. Während Stonewall nicht sofort zu Veränderungen führte, war es der Anstoß zur LGBTQ-Rights-Bewegung, weshalb die Bar 2016 von Präsident Obama zum Nationaldenkmal erklärt wurde.
Eine globale Bewegung
Und die Stonewall-Aufstände haben nicht nur die LGBTQ-Bewegung in den USA angeregt, sondern auch die LGBTQ-Bewegung auf der ganzen Welt ausgelöst. Unmittelbar nach Stonewall wurde die Gay Liberation Front in New York City organisiert, die sich innerhalb eines Jahres auf Großbritannien und Kanada ausweitete und ähnliche Organisationen in ganz Europa inspirierte.
In den folgenden Jahren kam es zu einer Reihe an Erfolgen für die LGBTQ-Welt: Homosexualität wurde in Kanada, Österreich, Costa Rica, Finnland und Norwegen unstrafbar gemacht; Schweden war das erste Land, das es Transsexuellen-Personen erlaubte, sich legal einer Operation zur Geschlechtsumwandlung zu unterziehen; der Ausschuss des Australian and New Zealand College of Psychiatry Council war die erste Gruppe, die erklärte, dass Homosexualität keine Krankheit sei; Angela Morley aus England war die erste öffentliche transsexuelle Person, die für einen Academy Award nominiert wurde – die Liste geht weiter und weiter.
Und unter all dem begannen die Demonstrationen. Im Juni 1970 fanden Demos in Chicago, New York und San Francisco statt, die an den einjährigen Jahrestag der Aufstände in Stonewall erinnern. Im November dieses Jahres veranstaltete Großbritannien seine erste Gay Pride Parade, und Jahr für Jahr kamen weitere Städte hinzu. Heute feiert ein Großteil der Welt den Juni als Pride-Month in Erinnerung an die Aufstände in Stonewall.
Es gibt noch einiges zu tun
Selbst innerhalb der größeren Gay-Pride Bewegung werden Geschichten wie die von Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera nicht oft erzählt. Aber das hat sich nun endlich geändert. New York City gedenkt beiden in einem Monument das in der Nähe des Stonewall Inn installiert werden soll.
Das ist definitiv ein Fortschritt. Aber es gibt noch viel zu tun (Lasst uns auch bedenken, dass, obwohl LGBTQ-Proteste und Aktivisten an Orten wie New York oder San Francisco die meiste Aufmerksamkeit erregen, die meisten Menschen in Städten, Dörfern und ländlichen Gemeinden auf der ganzen Welt für die Gleichstellung gekämpft haben und immer noch kämpfen – oft mit begrenzter Unterstützung).
Transgenderrechte sind überall bedroht, und während eine Statue in der Stadt willkommen und gerechtfertigt ist, darf es hier noch nicht aufhören. Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera waren Heldinnen, und dennoch dauerte 50 Jahre, bis die Welt von ihren Geschichten erfährt. Es gibt Transgender-Helden und Heldinnen, die heute für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung arbeiten - sie sollten nicht so lange warten müssen, um gesehen und gehört zu werden.
Werte jetzt aktiv!
Wenn wir dieses Jahr den Pride-Monat feiern, nehmen wir uns einen Moment Zeit und gedenken denjenigen, die sich vor 50 Jahren geopfert haben - sie haben sind aufgestanden, damit wir heute feiern können.
Lasst und auch an diejenigen denken, die sich gerade im Moment dafür einsetzen, Gleichberechtigung für alle zu gewährleisten.
Erfahre hier mehr über unser vergangenes Engagement für #EheFürAlle